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Abschlusstagung: Berufserfahrung validieren: Vom erfolgreichen Modellprojekt zum Gesetz

Am 15. Oktober 2024 zogen Vertreter:innen aus Politik, den Kammern, der Arbeitsverwaltung, des Deutschen Gewerkschaftsbunds und Projektbeteiligte nach neun Jahren Projektarbeit in Berlin Bilanz. Rund 130 Teilnehmende interessierten sich für die Ergebnisse der Kammerverbundinitiative „ValiKom Transfer“ und das neue gesetzlich geregelte Feststellungsverfahren, mit dem ab 1.1.2025 die berufliche Handlungsfähigkeit von Personen ohne Berufsabschluss festgestellt wird. Stephan Lendi moderierte die Veranstaltung.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. In seiner Rede würdigte er die Leistungen des Projekts und zeigte auf, wie wertvoll die in der Verbundinitiative erzielten Ergebnisse für das neue Berufsvalidierungsgesetz waren, das am 1.1.2025 in Kraft treten wird: „Es kommt nicht oft vor, dass eine Projektinitiative zu einem Gesetz führt“. Er legte die Vorteile von Validierungsverfahren nicht nur aus bildungspolitscher, sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht dar und betonte dabei, dass Validierungsverfahren dazu beitragen können, dass Personen nicht mehr unter ihren Möglichkeiten beschäftigt, sondern entsprechend ihrer Kompetenzen im Unternehmen eingesetzt werden.

In der sich daran anschließenden Podiumsdiskussion „Validierung von Berufserfahrung - Bedeutung für Fachkräftesicherung und Qualifizierung“ mit Dr. Jens Brandenburg wurden die Projektergebnisse auch von Dirk Palige (Deutscher Handwerkskammertag) und Dr. Oliver Heikaus (Deutsche Industrie und Handelskammer) bewertet und konstatiert, dass die Erwartungen an das Projekt übererfüllt wurden. Auch hier wurde der Nutzen von Validierungsverfahren aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Markus Biercher (Bundesagentur für Arbeit) sprach in diesem Zusammenhang vom „Triple Win“, da aus seiner Sicht nicht nur die Teilnehmenden und Unternehmen profitieren, sondern auch die Berater:innen von Arbeitsagenturen und Jobcentern. Elke Hannack (Deutscher Gewerkschaftsbund) merkte an, dass ein Erfolgsfaktor im Projekt die kostenlose Teilnahme am Validierungsverfahren sei und sie für das neue gesetzlich geregelte Feststellungsverfahren eine entsprechende Förderung vermisse.
Im Verlaufe des Gesprächs wurden auch mögliche Finanzierungsformen des Verfahrens sowie die zu erwartende Berufsbildungsfeststellungverordnung, die sich aktuell in der Ressortabstimmung befindet und Details der Umsetzung des neuen Verfahrens regeln wird, beleuchtet.

In einem Kurzinput ordnete Andreas Oehme (Westdeutscher Handwerkskammertag) das Projekt bildungspolitisch ein und hob die wichtigsten Erkenntnisse hervor. Besonders betonte er dabei, dass Personen mittels eines Validierungsverfahrens an das formale Bildungssystem heran- bzw. zurückgeführt werden können. Die Erfahrung zeige, dass dies nicht nur auf der Ausbildungsebene möglich sei, sondern auch ein Türöffner für den Erwerb eines Fortbildungsabschlusses (z.B. Meister:in) sein könne.

In der zweiten Talkrunde „Einblicke und Ergebnisse aus neun Jahren Projektarbeit“ kamen die Praktiker:innen zu Wort. Die Teilnehmerin Zeliha Selvi und der Unternehmensvertreter Markus Bormann (Welser Profile Deutschland GmbH) zeigten mit ihren Beispielen auf, welche positive Wirkung ein Validierungsverfahren für Teilnehmende und Betriebe haben kann:
Frau Selvi konnte nach der erfolgreichen Validierung im Beruf Friseurin ihren Meisterabschluss machen und ist nun stolze Eigentümerin eines eigenen Friseursalons. Das Unternehmen Welser Profile hat das Validierungsverfahren fest in die eigene Personalentwicklungsstrategie eingebunden und bereits 17 Mitarbeitenden eine Teilnahme am Validierungsverfahren ermöglicht. Dr. Sarah Wirtherle und Laura Müller-Werth (Forschungsinstitut für berufliche Bildung im Handwerk) bestätigten aus wissenschaftlicher Sicht, dass es sich bei diesen Beispielen nicht um Einzelfälle handelt und erläuterten, wie Validierungsverfahren einen qualitativen und quantitativen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten (siehe dazu Management Summary). Wie ein Validierungsverfahren konkret abläuft, erklärten Dr. Kathrin Rheinländer (Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau), die die Teilnehmenden berät und begleitet und Markus Caspers (Elektro-Fachhandel Geers GmbH), der als Berufsexperte die Kompetenzen der Teilnehmenden für den Beruf „Elektroniker/in“ bewertet. Welche Ziele und Aufgaben mit den Projekten ValiKom und ValiKom Transfer verfolgt wurden, erläuterte Tina Rapp (Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks e. V.).

Ein weiteres Praxisbeispiel wurde vor der Talkrunde in Form eines Videos gezeigt.

In der letzten Talkrunde unter der Fragestellung „Feststellung der individuellen beruflichen Handlungsfähigkeit - Was bringt die Zukunft?“ zeigten Franziska Schwarzmaier (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Kathrin Tews (Deutsche Industrie- und Handelskammer) und Daike Witt (Deutscher Handwerkskammertag) die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem im Projekt entwickelten und erprobten Validierungsverfahren und dem neuen gesetzlich geregelten Feststellungsverfahren auf. Frau Witt und Frau Tews gaben darüber hinaus einen Einblick, wie sich die Kammern auf die neue Aufgabe vorbereiten. Frau Schwarzmaier kündigte an, dass das BMBF ab 1.11.2024 das Projekt „Servicestelle Validierung“ für zwei Jahre fördern wird. Ziel dieses Projektes ist es, die Kammern bei der Umsetzung von Feststellungsverfahren zu unterstützen.

Zum Abschluss bedankte sich Andreas Oehme bei allen Projektbeteiligten, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Moderator Stephan Lendi.

P R O G R A M M

09:45 Registrierung/Empfang mit Kaffee

10:30

 

Eröffnung    
Vom Projekt zum Gesetz - von der ValiKom-Initiative zum Rechtsanspruch
Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär Bundesministerium für Bildung und Forschung
10:45

Validierung von Berufserfahrung - Bedeutung für Fachkräftesicherung und Qualifizierung
Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär Bundesministerium für Bildung und Forschung
Dirk Palige, Geschäftsführer Deutscher Handwerkskammertag
Dr. Oliver Heikaus, Bereichsleiter Weiterbildung, Deutsche Industrie- und Handelskammer
Markus Biercher, Geschäftsführer Kundenprozesse Markt Bundesagentur für Arbeit
Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds

11:30

Einblicke und Ergebnisse aus neun Jahren Projektarbeit
Kurzinput: Andreas Oehme, Geschäftsführer Westdeutscher Handwerkskammertag
Zeliha Selvi, Friseurmeisterin, Teilnehmerin am Validierungsverfahren
Markus Bormann, Head of Cultural Development Germany bei Welser Profile Deutschland GmbH
Markus Caspers, Inhaber Elektro-Fachhandel Geers GmbH
Dr. Kathrin Rheinländer, Projektmitarbeiterin ValiKom Transfer bei der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau
Dr. Sarah Wirtherle, Projektmitarbeiterin ValiKom Transfer beim Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk
Laura Müller-Werth, Projektmitarbeiterin ValiKom Transfer beim Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk
Tina Rapp, Projektleitung ValiKom Transfer bei der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks e. V

12:40

Feststellung der individuellen beruflichen Handlungsfähigkeit - Was bringt die Zukunft?
Franziska Schwarzmaier, Referentin Berufliche Bildung, Bundesministerium für Bildung und Forschung
Kathrin Tews,
Referatsleiterin Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Kompetenzerfassung, Deutsche Industrie- und Handelskammer
Daike Witt, Referatsleiterin Bereich Berufliche Bildung, Deutscher Handwerkskammertag

13:00

Ausblick
Andreas Oehme, Geschäftsführer Westdeutscher Handwerkskammertag

13:15 Gemeinsamer Mittagsimbiss

Zusatzprogramm für Mitarbeitende von Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern sowie Landwirtschaftskammern zur Umsetzung von Validierungsverfahren nach BVaDIG

14:15

Workshops für Kammern aus Handwerk, Industrie- und Handel sowie der Landwirtschaft

  • Ausgewählte Umsetzungsaspekte: Herausforderungen und Lösungsansätze in den Zuständigkeitsbereichen
  • Unterstützungsangebot für Validierungskammern: „Servicestelle Validierung“ - Funktion und Aufgaben der Servicestelle
 
16:15 Ende der Veranstaltung

Programm als PDF Datei