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Wissenschaftliche Begleitung

Das Projekt ValiKom Transfer wird von Beginn an vom Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) an der Universität zu Köln wissenschaftlich begleitet. Neben den Teilnehmenden am Validierungsverfahren wurden dabei auch die Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden bei der Teilnahme am Verfahren unterstützen, sowie die Kammermitarbeitenden und Berufsexperten und -expertinnen, die die Teilnehmenden begleiten bzw. die beruflichen Kompetenzen bewerten, in den Blick genommen.

Nachfolgend werden zentrale Erkenntnisse vorgestellt:

Prozessschritte im Validierungsverfahren: trichterförmiger Verlauf
 

Das Validierungsverfahren gliedert sich in verschiedene Phasen. Ausgehend von der Anzahl der interessierten Personen, die sich bei den Kammern melden (Erstkontakte), zeigt sich in der quantitativen Darstellung der Verfahrensschritte ein trichterförmiger Verlauf. D. h. nach jedem Verfahrensschritt reduziert sich die Anzahl der Personen, die in den nächsten Verfahrensschritt einmünden.

Gründe hierfür liegen beispielsweise darin, dass innerhalb des Projekts insbesondere zu Beginn des Validierungsverfahrens ein offener Beratungsansatz verfolgt wird, wonach ratsuchende Personen – ausgehend von ihren persönlichen Zielen – zu möglichen Wegen im Berufsbildungssystem beraten werden. Wenn für die beratene Person andere Verfahren, wie z.B. die Teilnahme an der Abschluss- oder Gesellenprüfung als Externe/r oder ein Anerkennungsverfahren nach BQFG der passendere Weg darstellt, werden Verweisberatungen durchgeführt. Daneben stellen persönliche Gründe der interessierten Personen eine weitere Begründung für das Ausscheiden aus dem Verfahren dar. Hinzu kommt befragungsbedingt, dass in einigen Fällen zum Stichtag der Erhebung (31.5.2024) zwar bereits ein Antrag gestellt oder ein Vorgespräch mit einem Experten oder einer Expertin geführt aber die Fremdbewertung an sich noch nicht durchgeführt wurde.

Die intensive Informations- und Beratungsphase durch Kammermitarbeitende und Berufsexpertinnen und -experten führt letztlich auch dazu, dass die Erfolgsquote der Fremdbewertungen bei 98 Prozent liegt. D. h., nur zwei Prozent der Personen, die das Verfahren im Erhebungszeitraum durchlaufen haben, erhielten das Ergebnis „keine Gleichwertigkeit“. Jeder teilnehmenden Person wird nach der Fremdbewertung eine Anschlussberatung angeboten, um weitere Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Personen mit dem Ergebnis „teilweise Gleichwertigkeit“ werden dabei auch zur Option einer Anpassungsqualifizierung und eines Folgeverfahrens beraten, mit dem Ziel die volle Gleichwertigkeit zu erreichen.

 

Die Teilnehmenden

Die Personen, die das Validierungsverfahren absolvieren, stehen meist mitten im (Berufs)leben (Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren) und verfügen über umfassende Berufserfahrung (Durchschnitt 13 Jahre Berufserfahrung) im Tätigkeitsfeld, in dem sie sich validieren lassen wollen. Im Hinblick auf die berufliche Bildung zeigt sich, dass 42 Prozent der Teilnehmenden mindestens einen formalen Abschluss in einem anderen Beruf im In- oder Ausland (Quereinsteigende) oder im Referenzberuf im Ausland erworben haben. Dabei kann es sich auch um ein abgeschlossenes Studium handeln.

Die nach der Validierung befragten Teilnehmenden sind sowohl mit dem Verfahren an sich, der Unterstützung durch die Kammermitarbeitenden und Berufsexperten und -expertinnen, als auch mit der eigenen Leistung, die sie bei der Bewertung ihres Könnens zeigen konnten, äußerst zufrieden. Die hohen Zufriedenheitswerte können insbesondere auf die wertschätzende und kompetente Begleitung sowie die hohe Erfolgswahrscheinlichkeit in der Fremdbewertung aufgrund der zuvor stattgefundenen Selektionsprozesse im Verfahren zurückgeführt werden.

Die Analyse der Wirkung des Validierungsverfahrens zeigt, dass die erfolgreiche Teilnahme eine selbstwertsteigende Erfahrung darstellt und die Teilnehmenden optimistischer im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft sind. Es entsteht dadurch eine (zweite) Chance für sie, sich beruflich weiterzuentwickeln.

Die berufliche Weiterentwicklung kann sich in unterschiedlichen Schritten vollziehen:

  1. Selbst- und Fremdeinschätzung der eigenen beruflichen Kompetenzen im Hinblick auf den Referenzberuf
  2. Aktualisierung, Vertiefung und/oder Erweiterung des vorhandenen Fachwissens durch eine zielgerichtete Vorbereitung auf die Fremdbewertung
  3. Wissenstransfer in die betriebliche Praxis und dadurch Professionalisierung im beruflichen Handeln
  4. (Motivation zur) Weiterqualifizierung
  5. Beruflicher Aufstieg
 

Mehr über die Motive und Hintergründe der Personengruppen, die ein Validierungsverfahren in Anspruch nehmen, erfahren Sie hier.

Die Unternehmen

Ca. ein Drittel der Teilnehmenden werden beim Absolvieren eines Validierungsverfahrens von ihrem Unternehmen unterstützt. Zu den am häufigsten genannten Gründen, warum sie ihre Mitarbeitenden unterstützen, zählen:

  • Die Leistung der zumeist langjährig beschäftigten Mitarbeitenden anerkennen und ihnen gegenüber Wertschätzung ausdrücken zu wollen
  • Validierung als Instrument für eine gezielte und verantwortungsbewusste Personalentwicklung (z.B. Kompetenzfeststellung im Abgleich mit beruflichem Standard, Stärkung des Selbstbewusstseins und Ausgangspunkt für weitere Entwicklungsschritte)
  • Bestätigung der fachlichen Kompetenzen der Mitarbeitenden nach Außen

Für die Unternehmen können sich aus einer erfolgreichen Teilnahme weitere positive Effekte ergeben, wie z.B.:

  • Gesteigerte Motivation der Mitarbeitenden
  • Erhöhtes Selbstbewusstsein der Mitarbeitenden, das zu einem verbesserten Standing nach innen und außen führt
  • Gezielte Weiterentwicklung der Mitarbeitenden
  • Höhere Arbeitszufriedenheit und eine bessere Team-Atmosphäre und dadurch auch eine höhere Mitarbeiterbindung
  • Erhöhung der Fachkräftequote im eigenen Unternehmen

Details der Befragung von Betrieben, die bei der Validierung der Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden beteiligt waren, enthält der Bericht „Betriebliche Nutzenperspektiven auf die Validierung“. Die Vorteile, die sich für Unternehmen durch das Validierungsverfahren ergeben, werden hier noch einmal komprimiert dargelegt.

Das Win-Win-Wirkungspotential der Validierung
 

Die wechselseitige Verbindung der Teilnehmenden- und Unternehmensperspektive kann als Win-Win-Wirkungspotential der Validierung veranschaulicht werden.

Eine detaillierte Herleitung der Wirkungsperspektive liefert der Artikel „Validierung als (zweite) Chance zur beruflichen Entwicklung“. Die wesentlichen Erkenntnisse daraus wurden vom FBH in einer Management Summary zusammengefasst. Hier wird insbesondere der qualitative und quantitative Beitrag des Validierungsverfahrens zur Fachkräftesicherung in Deutschland verdeutlicht.

 

Weitere befragte Akteure

Die Kammermitarbeitenden

Die Kammermitarbeitenden informieren, beraten und begleiten die Teilnehmenden. Dadurch nehmen sie eine Schlüsselrolle während des Validierungsverfahrens ein und tragen maßgeblich zu deren Erfolg bei.

Das FBH hat insbesondere die Beratungsleistung der Kammermitarbeitenden untersucht und festgestellt, dass neben der Informationsvermittlung der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Teilnehmenden und den Kammermitarbeitenden ein zentraler Gelingens-Faktor ist. Besonders wichtig ist dies für einen Teil der Zielgruppe von Validierungsverfahren, die z. B. unter (Prüfungs-)Ängsten und Unsicherheiten leiden. Vertiefende Einblicke hierzu liefert der Bericht zum Erfolgsfaktor Beratung.

Neben der Beratung und Begleitung der Teilnehmenden übernehmen die Kammermitarbeitenden noch viele weitere Aufgaben. Das vom FBH mit Unterstützung einzelner Projektmitarbeiterinnen entwickelte Kompetenzprofil zeigt auf, welche Kompetenzen die Kammermitarbeitenden für ein professionelles Handeln benötigen.

Die Berufsexperten und -expertinnen

Die Berufsexperten und -expertinnen, die die beruflichen Kompetenzen der Teilnehmenden bewerten, sind überwiegend auch als Ausbilder*innen und/oder Prüfer*innen tätig. Sie werden auf ihre neuen Aufgaben und Rolle im Validierungsverfahren durch eine eintägige Schulung laut eigenen Aussagen gut vorbereitet. Bei der Befragung durch das FBH gaben die Experten und Expertinnen zudem an, dass die Teilnehmenden bei der Fremdbewertung die Möglichkeit haben, zu zeigen, was sie können und dass die Fremdbewertung auf jeden Fall zeigt, ob sie einen Tätigkeitsbereich beherrschen oder nicht. Diese Einschätzung deckt sich dabei mit den Aussagen der Teilnehmenden.
Im detaillierten Ergebnisbericht (ab S. 46) gibt es weitere Ergebnisse aus der Befragung der Berufsexperten und -expertinnen.

Kooperation mit Arbeitsagenturen und Jobcentern im Rahmen des Projekts ValiKom Transfer

Auch die Erprobung einer engeren Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagenturen und Jobcentern und ValiKom Transfer-Kammern wurde vom FBH wissenschaftlich begleitet. An ausgewählten Standorten wurde erprobt und evaluiert, ob für Kunden und Kundinnen von Agenturen für Arbeit (AfA) und Jobcentren (JC) eine Teilnahme an Validierungsverfahren der Kammern ein zielführendes Regelinstrument der Arbeitsvermittlung/-förderung ist bzw. sein kann und welche Voraussetzungen hierfür auf der organisatorischen Ebene notwendig sind bzw. geschaffen werden müssen, um eine fruchtbare Kooperation zwischen Arbeitsagenturen und Kammern zu entwickeln.
Hier ist der Ergebnisbericht zum Pilotprojekt zu finden.

Kooperation zwischen ValiKom Transfer und TalentPASS

TalentPASS war ein bundesweites Projekt für Menschen mit Behinderungen zur nachhaltigen Sicherung der Teilhabe am Arbeitsleben. Ein Baustein des Projekts war die Kompetenzfeststellung. In diesem Zusammenhang kooperierten die beiden Projekte ValiKom Transfer und TalentPASS miteinander, um Menschen mit einer Behinderung eine Teilnahme am Validierungsverfahren zu ermöglichen. Das FBH hat sowohl mit Teilnehmenden und beteiligten Unternehmen als auch den begleitenden Akteuren der beiden Verfahren Interviews geführt, um Erkenntnisse über die projektübergreifende Zusammenarbeit sowie die Ausgangssituationen und Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen zu eruieren.
Die gesammelten Erkenntnisse können hier eingesehen werden.

Weitere Einblicke in die Arbeit der wissenschaftlichen Begleitung im Projektzeitraum November 2018 bis Mitte Mai 2021 liefern die Ergebniszusammenfassung und ein detaillierter Ergebnisbericht.

Bei Rückfragen zur wissenschaftlichen Begleitung des Projekts ValiKom Transfer wenden Sie sich gerne direkt an das:

Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln

Laura Müller-Werth, M. Sc. | E-Mail: laura.mueller-werth[ ät ]uni-koeln.de

Dr. Sarah Wirtherle | E-Mail: sarah.wirtherle[ ät ]uni-koeln.de